Nicht nur Weine aus Spanien, Frankreich & Co. erfreuen unsere Gaumen.

Im Februar 2017 „stolperte“ ich über einige Flaschen mit schwäbischen Durchschnittsetiketten.

Ziemlich erwartungslos öffnete ich den ersten Wein, einen Blanc de Noirs.
Ausgerechnet dieses „Trollinger-Bleichgesicht“ sollte mich, die Weinnase, überzeugen? Nicht nur meine unbestechliche Nase, auch der verwöhnte Gaumen liesen mich sicher sein: Dieser edle Tropfen vom Jahrgang 2014(!) konnte sich nur durch ein zufälliges und glückliches Zusammenspiel vieler Faktoren so harmonisch präsentieren.

Der Inhalt der nächsten Probeflasche wird mit seiner schwäbischen Säurestruktur meine Brillengläser sicher eher entkalken wie vor Entzückung beschlagen lassen. Also öffnete ich behutsam den wohltemperierten trockenen Rosé. Diesen erkannte ich durch die dunkle Flasche erst im Glas. Das kannte ich bisher nur von Olivenöl.

Doch dann begann für mich ein kleines Wunder. Selten habe ich so eine mutige und wunderbare Harmonie erleben dürfen. Meine Nase – auf die ich mich ja wie bereits erwähnt verlassen kann – zählte mir das ganze Alphabet an roten Früchten auf. Nicht etwa diese marmeladigen Aromen mediterraner Massenproduzenten. Nein! Reifes frisches Beerenobst gepaart mit Würze in Vollendung.
Wer um alles in der Welt bringt einen jungen Schwaben darauf, aus besten Lemberger- und Syrahtrauben solch einen Rosé zu keltern? Keine 30 Jahre alt aber 50 Jahre Erfahrung!
Das sind genau die Momente im Leben, wo mein Job einfach nur Spaß macht. Und glauben Sie mir, ich habe mir bei so mancher Probe gewünscht, der Winzer hätte die farbigen Flüssigkeiten in seinen mit tollen Etiketten verzierten Flaschen vorher selbst probiert. Nicht das sie giftig waren, aber…

Gerne würde ich Ihnen auch noch die degustierten Rotweine höchster schwäbischer Winzerkunst beschreiben, doch da meine Brille, wie bereits erwähnt, nur noch beschlagen war, wurden meine fachlichen Aufzeichnungen etwas undeutlicher.

Das sind genau die Weine, die wir im Ländle brauchen um auch im Ausland zu punkten.
Jedes Jahr nur zehn Lokale in jedem europäischen Nachbarland, die solch tolle Weine auf der Karte haben. Das wär doch mal ein Anfang. Und wenn dann noch ein paar deutsche Lokale dazu kämen…

2012 wurde das WEINGUT im HATTENLOH gegründet um eine alte Familientradition aus Esslingen-Mettingen fortzuführen. Nun erwarte ich nicht, dass Sie das Hattenloh kennen. Also mein kurzer Hinweis:
Sie stehen auf dem Rothenberg vor der Grabkapelle und schauen nicht Richtung Stuttgart, zum Mercedes-Benz Museum, sondern nach links in Richtung Untertürkheim. Das Hattenloh liegt Ihnen direkt zu Füßen.

Ich verneige mich vor diesem Künstler, der solche Weine erschafft. Wenn er von seiner naturverbundenen Weinerzeugung spricht und ganz nebenbei erwähnt, dass seine Weine wenig Stress durchmachen, nicht nur vegan, sondern auch Histamin- und Schwefelarm sind, spürt man diese starke Leidenschaft eines überzeugten Fanatikers. Dieses Weingut ist für mich nicht nur irgendeine weitere schwäbische Entdeckung die ohne viel Hightech auskommt, es sind Menschen, die man sofort ins Herz schließen muss, weil sie genau das umsetzen, was ich für meine anspruchsvollen Kunden erwarte.

Bemerkenswert war auch meine Erfahrung, dass ein wirklich gutes Filet vom Skrei, perfekt von seinem Cuvée Blanc mit immerhin 90% Kerneranteil und nur 10% Riesling begleitet wurde.

Die einzige „negative Anmerkung“ halte ich aber für erwähnenswert. Dies sind die sehr geringen Mengen, die zur Verfügung stehen.

Das Sortiment vom Weingut im Hattenloh erhalten exklusiv im Weinhaus Kühnel fast zu Winzerpreisen.
Vorbeikommen, kostenlos und wohl temperiert probieren und selbst Einlagern lohnt sich also.

Ich freue mich auf Ihr Feedback. Bis zur nächsten Entdeckung

Eure Weinnase

 

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